„GlasGrenze“ visualisiert ein wahrnehmbares Verhältnis innerhalb unserer Wirklichkeit. Das mutet paradox an, denn die erwartete Festigkeit von Grenze wird durch Assoziationen zur Materialität des Glases konnotiert: Fragilität, Zerbrechlichkeit, im übertragenen Sinne Unsicherheit, Verwundbarkeit, Scheitern, optimistisch gewendet aber auch Möglichkeiten von Durchlässigkeit und Reflexion. Grenze hingegen meint Befestigen, Abgrenzen, Abschotten, Beschützen, Auf- und Fernhalten und trägt so Gestaltung von Nähe und Distanz, von Kontrolle und Kontrollierbarkeit, von Schutzwürdigkeit und Notwendigkeit, von Hin- und Abwendung, von Zugehörigkeit, Anteilnahme, Gleichgültigkeit und Ignoranz in sich. Sinnbildlich manifestiert GlasGrenze Erstarrung, die Hoffnung genauso wie Hoffnungslosigkeit birgt. Ich habe noch keine Ahnung, was ich aus dem Glas machen werde, das mir aus der Sammlung zur Verfügung stehen wird. Dies wird sich zeigen im Laufe des künstlerischen Prozesses, auf den ich mich einlasse, mich schon eingelassen habe, indem ich hier darüber nachdenke. Ich werde Entscheidungen treffen, handeln, verwerfen, anordnen, zerstören, neu anfangen usw. Der Erstarrung entgegenwirken, was, wie ich vermute, (ausgerechnet) in festen Körpern Ausdruck finden wird. „Es ist alles wieder offen“, heißt es bei den Einstürzenden Neubauten. Deshalb mache ich hier mit.“
Manuela Leinhoß,
Bildende Künstlerin
Auf der Ausstellung GlasGrenze, 2017